Anne de Paepe - Mitglied im Board der VGP Stiftung

Aneta Vyšehradova, VGP Stiftung Verwalter, spricht mit Dr. Anne De Paepe über ihre Ziele und Erwartungen der VGP Stiftung

Wann haben Sie das erste Mal von VGP gehört und was hat Sie dazu bewogen, ein Mitglied im Vorstand der VGPStiftung zu werden?

Von der Stiftung erfuhr ich vor etwa zwei Jahren im Rahmen meiner Tätigkeit als Dekanin der Universität Gent, Hugo Van Geet war dort Mitglied des Vorstands. Er machte mich auf die Mission der VGP-Stiftung aufmerksam. Das hat mein Interesse geweckt. Vergangenes Jahr habe ich mich dann mit Jan Van Geet getroffen. Er hat mir seine Ideen beschrieben und erläutert, was er mit der VGP-Stiftung erreichen möchte. Ich muss gestehen, dass ich davon sehr beeindruckt war. Es hat mich überzeugt, und ich habe sofort meine Unterstützung angeboten. Wir haben über die verschiedenen Initiativen der Stiftung gesprochen, und er nannte mir die geplanten Teams für Umweltschutz, Naturschutz und kulturelles Erbe.

Mit meinem Hintergrund rund um das Thema Bildung hatte ich das Gefühl, dass ich zu den Zielsetzungen und Teams der Stiftung einen Mehrwert und eine soziale Komponente beitragen kann.

Die Projekte der Stiftung zielen alle auf unterschiedliche Weise darauf ab, eine bessere Welt, Umwelt und Gesellschaft zu schaffen. Ich glaube, dass ich in meiner Karriere an einem Punkt angekommen bin, an dem ich die Erfahrung, die ich im Laufe der Jahre gesammelt habe, nutzen kann, um sie für diese Ziele einzusetzen.

Dank Ihres beruflichen Werdegangs und insbesondere Ihres Engagements als Vorstandsmitglied von TAJO verfügen Sie über viel Erfahrung und Fachwissen im Bereich Bildung und Förderung von Kindern und Jugendlichen, einem der Schwerpunkte der VGP-Stiftung. Wie können Sie diese Erfahrung in die Arbeit der Stiftung einbringen?

TAJO ist die Abkürzung für „Talentstudio für junge Menschen“. Jan Van Geet hatte uns gebeten, konkrete Projekte oder Vorschläge vorzustellen, die sowohl realisierbar sind als auch das verkörpern, was er sich im Rahmen der Stiftungsarbeit vorgestellt hat. Aus meiner Sicht ist TAJO ein solches Projekt im Bereich der pädagogischen Arbeit. Deshalb beschloss ich, dem Vorstand das TAJO Projekt und seine Ziele vorzustellen und konnte überzeugen, mit dem Projekt eine Investition in die Zukunft sozial benachteiligter Kinder zu tätigen. Das Projekt ist ein ausgezeichnetes Beispiel dafür, wie die Bildungsziele der Stiftung erreicht werden können.

Prof. Dr. Anne De Paepe ist derzeit Vorsitzende des Vorstands der Genter Universitätsvereinigung, Ehrenrektorin der Universität Gent und Professorin für Humangenetik und Medizinische Genetik der Fakultät für Medizin- und Gesundheitswissenschaften an der Universität Gent. Als Expertin auf dem Gebiet seltener Erbkrankheiten und medizinischer Genetik baute sie das Zentrum für medizinische Genetik der Universität Gent zu einer international renommierten Einrichtung auf, in der heute mehr als 200 Menschen über Erbkrankheiten forschen. Seit 2019 engagiert sie sich als Vorstandsmitglied bei TAJO und unterstützt benachteiligte Kinder im Großraum Gent in Belgien.

 

Können Sie das Projekt noch genauer beschreiben?

TAJO ist eine Initiative, die sich zum Ziel gesetzt hat, die Entwicklung von Kindern im Alter von 10 bis 14 Jahren zu fördern. Diese Altersgruppe ist deshalb so wichtig, weil wir schon in jungen Jahren auf die Kinder zugehen müssen, um einen wirklichen Unterschied zu machen und einen Einfluss auf ihre Zukunft und Bildung nehmen zu können. Das Projekt bietet den Kindern über einen Zeitraum von drei Jahren jeden Samstag zusätzliche Workshops zur Weiterbildung und Förderung an.
Die Kinder müssen sich dazu verpflichten, während dieser drei Jahre regelmäßig teilzunehmen und dieses Programm aus äußerst anspruchsvollen und praxisorientierten Workshops aktiv mitzuverfolgen. Unser Ziel ist es, die Kinder davon zu überzeugen, dass es für sie wichtig ist, zu lernen und sich weiterzubilden, um später beruflichen Erfolg zu haben und damit auch ihre eigene Lebenssituation verbessern zu können.
Während meiner berufl ichen Laufbahn konnte ich immer wieder feststellen, dass Bildung ein entscheidender Faktor dafür ist, welche sozialen Möglichkeiten und welches soziale Umfeld einem Menschen zugänglich gemacht werden. Investitionen in Bildung sind ein Schlüsselfaktor, um die Chancen von Menschen aus sozial benachteiligten Verhältnissen zu verbessern.
Wir versuchen, die jungen Menschen für den Lernprozess zu begeistern, sie davon zu überzeugen, dass es wichtig ist, einen Beruf zu erlernen, dass sie ihre Zukunft selbst in die Hand nehmen müssen und vor allem, dass sie an sich selbst glauben müssen. Wir sehen oft, dass viele Kinder aus sozial benachteiligten Verhältnissen ein sehr geringes Selbstvertrauen und ein schlechtes Selbstbild haben. Deshalb möchten wir besonders ihre Persönlichkeit fördern.
In der Praxis setzen wir dieses Ziel in Form von Workshops um, die sich auf ein bestimmtes Thema oder einen bestimmten Beruf fokussieren und in denen die Teamarbeit der Kinder gefragt ist. Drei Wochen lang beschäftigen sich die Kinder mit den theoretischen Inhalten eines Berufsbildes oder Themas. In der vierten Woche setzen sie das Erlernte dann in die Praxis um und bekommen einen wirklichen Eindruck von der Arbeit.
Das Projekt ist sehr anspruchsvoll und erfordert von vielen Menschen Einsatz und Expertise. Für all diese Workshops engagieren sich Lehrerinnen und Lehrer auf freiwilliger Basis und bieten den Kindern wirklich guten Unterricht und eine gute Ausbildung.

Wie finden Sie diese Lehrer und wie wählen Sie die Kinder aus?

Um die Kinder zu erreichen, sind wir in bestimmten Gebieten in Gent aktiv, von denen wir wissen, dass es dort viele sozial benachteiligte Kinder gibt.

Wir arbeiten außerdem auch eng mit den örtlichen Schulen zusammen, die oft die individuellen Hintergründe der Kinder und ihrer Familien kennen und uns dabei helfen herauszufinden, welche Kinder von diesem Programm profitieren könnten. Die Kinder werden dann im Voraus zu ihrer Motivation für das Projekt befragt. Dazu gehört auch ein enger Kontakt mit den Eltern, denn es ist sehr wichtig, dass auch sie die Teilnahme unterstützen.
Die Lehrerinnen und Lehrer haben unterschiedliche Hintergründe, einige kommen von einer Universität oder Hochschule, andere aus Unternehmen oder von öffentlichen Organisationen. Das Spektrum der Menschen, die sich auf freiwilliger Basis engagieren, ist wirklich sehr groß.
Für den Projekterfolg ist es wichtig, dass jeden Samstag ein sogenannter Koordinator mit einem pädagogischen Hintergrund teilnimmt. Die Koordinatoren kümmern sich um alle organisatorischen Angelegenheiten und stehen im engen Kontakt mit den Kindern. 
Die Stiftung hat sich dazu verpflichtet, das Projekt in den kommenden Jahren finanziell zu unterstützen, um in die Zukunft dieser Kinder zu investieren. Ich bin der Stiftung sehr dankbar, dass sie die Bedeutung dieses Programms erkannt hat und dieses unterstützt.

Wird es solche Projekte auch bald in anderen europäischen Ländern geben?

TAJO ist der Startpunkt und wir wollen von diesem Projekt lernen. Aber natürlich gibt es diese Herausforderungen nicht nur in Gent, sondern auch in anderen belgischen und europäischen Städten.

Es ist daher absolut das Ziel der Stiftung, diese Art der Unterstützung nicht allein auf die Region Gent zu beschränken, sondern in Zukunft ähnliche Projekte in anderen europäischen Ländern zu starten.

Wie messen Sie den Erfolg des Projekts?

Einer der Parameter ist die langfristige Teilnahme der Kinder. Unser Ziel ist es, dass die Kinder kontinuierlich in das Programm eingebunden bleiben und es keine Aussteiger gibt. Das Programm läuft nun seit einem Jahr sehr erfolgreich. Die Kinder sind zu 100 % engagiert und sprechen auch zu Hause und mit Gleichaltrigen sehr enthusiastisch über das Projekt. Die Kinder sind unsere Hauptbotschafter.
Bis jetzt haben wir erreicht, was wir erreichen wollten. Sicherlich wird es in Zukunft noch weitere Erfolgskriterien geben, zum Beispiel: Wie viele der Kinder werden erfolgreich den Schulabschluss erreichen, wie viele Kinder werden danach eine Arbeitsstelle bekommen und wie viele werden sich in Zukunft engagieren, um das Projekt zu unterstützen?

Wie viele Kinder nehmen aktuell an dem Programm teil?

Wir sind mit 50 Kindern gestartet, was auf den ersten Blick nicht allzu viel erscheint. Aber mit Blick auf die Intensität und die Qualität des Programms ist das schon eine ziemliche Leistung. Wir werden das Programm nun auf 100 Kindern ausweiten und unser Ziel ist es 300-500 Kindern in der Region Gent in das Programm aufzunehmen. Das ist ambitioniert und wir werden sehen was die Zukunft bringt. Es ist unser klares Bestreben, das gesamte Programm in der Region Gent weiter auszubauen und ähnliche Initiativen auch in anderen europäischen Ländern zu unterstützen.




Aneta Vyšehradová
Verwaltung der VGP-Stiftung

Aneta ist Absolventin der Masaryk-Universität in Brünn, wo sie ihr Diplom in englischer und französischer Sprache erworben hat. Sie hat verschiedene Erfahrungen mit der Arbeit mit Kindern, sowohl als Lehrerin, als auch bei vielerlei Freizeitaktivitäten für Kinder, die meist mit der Persönlichkeitsentwicklung und dem Aufbau einer positiven Einstellung zur Natur zusammenhängen. Aneta ist derzeit für die Verwaltung der VGP Stiftung verantwortlich, wo sie für die Identifizierung neuer Projekte, das tägliche Management, die interne und externe Kommunikation zuständig ist und als Sekretärin des Vorstandes fungiert. Kinder, Natur und Kunst sind seit vielen Jahren ihre Leidenschaft. Sie ist fest davon überzeugt, dass wir am meisten bekommen, wenn wir anderen geben.