Interview mit Olaf Tschimpke

Interview mit Olaf Tschimpke, Vorstandsmitglied der VGP-Stiftung

Seit dem 21. Februar 2020 ist Olaf Tschimpke Vorstandsmitglied der VGP-Stiftung. Der Diplom-Geograf ist Vorsitzender der Internationalen Naturschutzstiftung des NABU, des größten deutschen Naturschutzverbandes.
Wann haben Sie das erste Mal von VGP gehört?

Das Unternehmen ist auf dem deutschen Markt ja seit 2013 aktiv, deshalb habe ich VGP schon länger wahrgenommen. Bevor in Deutschland ein Gewerbepark entsteht, und beispielsweise ein Logistikzentrum gebaut
werden kann, muss eine Kommune zunächst ein Gewerbegebiet ausweisen. Im Rahmen des  Genehmigungsverfahrens werden die Naturschutzbehörden mit einbezogen, und auch Organisationen wie der NABU angehört. Ist dieser Prozess einmal abgeschlossen und steht der Bebauungsplan, sind die Möglichkeiten der Einflussnahme sehr gering. Allerdings können immer Initiativen angeregt werden, was man auf einem solchen
Gelände oder auf den Gebäuden machen könnte. Das ist herausfordernd, eröffnet aber auch Riesenchancen. Das Außengelände, das man nicht direkt für den Betrieb braucht, kann gestaltet werden. Erlebnisparks für Mitarbeiter sind denkbar, man kann bepflanzen und begrünen. Und Dachflächen können für Solar oder Photovoltaik genutzt werden, um nur einige Beispiele zu nennen.

Was hat Sie veranlasst, sich als Vorstandsmitglied für die VGP-Foundation zur Verfügung zu stellen?

Auf die Stiftung hat mich Katherina Reiche aufmerksam gemacht, eine der Verwaltungsrätinnen [Board Member] des Unternehmens. Ich bin schon lange ein engagierter Naturschützer, und sehe es als meine Verpflichtung an, meine Expertise einzubringen, wo immer es möglich ist. Es gibt sehr viele Stiftungen, die sich um soziale Themen kümmern, und das wird die VGP-Foundation auch tun.  ber im klassischen Naturschutz, wenn es darum geht Landschaften, Tier- und Pfl anzenarten zu schützen, und biologische Vielfalt zu erhalten, gibt es vergleichsweise wenig. Deshalb betrachte ich die Entscheidung der Foundation als sehr ermutigend. Es ist gut, dass Naturschutz als zusätzliches Thema gesetzt ist.

Sie bringen aus Ihrer Arbeit als Vorsitzender der NABU International Naturschutzstiftungoder Foundation for Nature sehrviel Erfahrung und Fachwissen mit. Wie werden Sie das in die Arbeit der Foundation einbringen?


Ich freue mich, dass ich mithelfen kann, vernünftige Projekte zu identifizieren, und auf den Weg zu bringen. Was macht Sinn, wo kann man einen Unterschied machen? Die Foundation hat ja zum Ziel, sich ein eigenes Profil zu erarbeiten, und Projekte voranzutreiben, die eine Wirkung haben. Hier bringe ich mit der International Stiftung Naturschutz des NABU eine Menge an Vorlauferfahrung und ein gutes Netzwerk mit. Außerdem einen Apparat an Mitarbeitern, auch auf europäischer Ebene. Wir haben Partnerorganisationen in zahlreichen anderen Ländern. Nicht überall in Europa gibt so starke Umweltorganisationen wie in Deutschland, weil die Zivilgesellschaft noch nicht so starkentwickelt ist. Ich sehe eine ganze Reihe von Aufgaben, die man gemeinschaftlich angehen kann. Als Beispiel nenne ich die letzten Urwälder in den Karpaten, oder den Schutz der Feuchtgebiete in der EU.

Haben Sie schon konkrete Projekte im Auge, die Sie der Foundation als unterstützenswert vorschlagen werden?

Wir sind derzeit in der Eruierungsphase, welche Projekte – auch aus europäischer Sicht – wir konkret als erstes angehen könnten. Der Schutz der Wälder ist wichtig, oder der Zugvögelschutz. Viele der mitteleuropäischen Zugvögel ziehen nach Afrika und verbinden zum Beispiel alle Länder, in denen VGP tätig ist.

Sie ziehen entweder auf der Westroute über Spanien, auf der Mittelroute über Italien/Malta oder über die Ostroute über den Balkan/ die Türkei / Israel. Deshalb muss man insbesondere die Feuchtgebiete als wichtige Brut-, Rastund Nahrungsgebiete schützen. Außerdem der Schutz der Moore, die ein wichtiger  reibhausgasspeicher sind, da fallen mir zum Beispiel die baltischen Staaten ein, die große schützenswerte Moorflächen haben. 

Olaf Tschimpke


Wird es Projekte in jedem der 12 europäischen Länder, in denen VGP derzeit tätig ist, geben?

Die EU-Kommission nimmt derzeit wichtige Punkte in ihre Biodiversitätsstrategie auf, in der richtungsweisende Ziele zur nachhaltigen Entwicklung der EU erläutert werden. Es wird das Ziel genannt, einen Anteil von zehn Prozent der gesamten Agrarflächen in stillgelegte Flächen umzuwandeln. Damit knüpft die Biodiversitätsstrategie an die „Space for Nature“-Forderung der europäischen Naturschutzverbände im Birdlife- Netzwerk an. Ein Fokus wird dabei auf dem Schutz und der Wiederherstellung von Ökosystemen und auch auf Entwicklung grüner  Infrastruktur auf EU-Level liegen. In diesem Bereich können wir uns engagieren, und unter einer „Dachmarke“ für VGP für alle europäischen Länder ein Konzept entwickeln.